Gebiete-Tour (13an1otH) 2010

Oder: Wie erklimmt man innerhalb eines Tages
aus jedem Klettergebiet einen Gipfel,
ohne dabei technische Hilfsmittel zu verwenden.

Vorspann

Beim Klettern stießen wir 2008 mehrmals auf Aufkleber, die von einer kranken Aktion zeugten: An einem Tag aus allen 13 Klettergebieten einen Gipfel ersteigen und die gesamte Strecke wandern. Neugierig geworden, informierten wir uns über die Tour:

http://www.quackensturm.de/sachsen/tourenberichte/13in1/2007/index.html

Natürlich kam sofort Begeisterung auf: Das schaffen wir auch!
Und im zweiten Schritt: Das müssen wir noch toppen!
Allerdings - zwei Gipfel pro Gebiet sind Zeit- und Konditionstechnisch nicht möglich. Eine andere Strecke und andere Gipfel wären denkbar, aber noch nicht der Knaller.
Schließlich hatten wir die Idee - wir verzichten auf jegliche technische Hilfsmittel, d.h. auch auf die Fähre in Wehlen! Das Schwimmen durch die Elbe erlaubt eine andere Steckenführung und macht die Aktion noch verrückter.

Im Winter wurden dann erste Streckenabschnitte erkundet und eine Route festgelegt. Für die Zeit um die Sommersonnenwende 2009 wurden 2 mögliche Projekttermine gefunden. Doch dann machte der Dauerregen einen Strich durch die kühnen Pläne und das Projekt mußte leider aufs Jahr 2010 verschoben werden. Die Zeit bis zum nächsten möglichen Start nutzten wir intensiv, um einen Großteil der Strecke abzulaufen, Zeiten zu nehmen, Abkürzungen zu testen und neue Gipfel zu küren.

Für Samstag, den 26.06.2010 stimmten dann die Wetterprognosen. Voller Aufregung wurde am Freitag der Rucksack gepackt - ja nichts wichtiges vergessen! Die Aufkleber für Gipfelbuch wurden gedruckt und reichlich Schoko- und Müsliriegel eingepackt. Und auf gings nach Pirna ins "Basislager". Um 23:00 hieß es nach kurzem Schlaf: Aufstehen und ab ins Bielatal. Kurz vor Mitternacht standen wir an der Waldkapelle. Die größte Tour unseres Lebens konnte beginnen. Nun würde sich zeigen, ob wir gut vorbereitet und den Strapazen einer solch enorm langen Strecken gewachsen waren.

 


Noch 2 Minuten bis Mitternacht - warten auf den Startschuss an der Waldkapelle im Bielatal.

1. Gipfel: Waldkapelle im Bielatal

1. Strecke
Von der Waldkapelle zum Kuckuckstein
ca. 6km
1:09 Stunden
00:11 - 01:20 Uhr

Gesamt: 6km

Punkt 00:00 Uhr begann die Besteigung der Waldkapelle. Dieser Gipfel ragt durch sein naturnahes Klettererlebnis inmitten von Moosen und Farnen deutlich heraus. Nachdem der erste Aufkleber und unsere Unterschriften im Gipfelbuch waren, blieben für den Tag nur noch ein dutzend Gipfel übrig. Bereits 11 Minuten später waren wir abmarschbereit.

Die Strecke führte uns durch den Wald und die Straße direkt nach Raum. Von da aus weiter der leeren Straße folgend bis zum Abzweig des "Ebschenweges". Nun ging es zwischen den Feldern immer in Richtung Langenhennersdorf. An Ende des Pfades mußte das Feld auf einer Reifenspur direkt gequert werden. Nicht auf dem Plan stand, daß die immer höher werdenden Ähren so nass waren, daß Hosen und Schuhe schon nach kurzer Zeit klatschnass waren. So erreichten wir nach einer guten Stunde den Kuckuckstein.

 


Der Sturm auf die Waldkapelle hat begonnen.

2. Gipfel: Kuckuckstein im Erzgebirgsgrenzgebiet

2. Strecke
Vom Kuckuckstein zum Rauensteinwächter
ca. 11km
2:00 Stunden
02:09 - 04:09 Uhr

Gesamt: 17km

Gegen 01:30 Uhr hatten alle 4 Dickwänste den Kuckuckstein über den Ostweg bestiegen. Kurz darauf waren auch alle wieder unten und 01:38 Uhr gings weiter in Richtung Rathen. Vor uns lag nun der zweitlängste Streckenabschnitt.

Der Straße folgend ging es nun Richtung Dorfmitte von Langenhennersdorf. Ein steiler Pfad führte uns hinauf zum Napoleonstein und verursachte den ersten Schweiß und den ersten Heißhunger auf Müsliriegel. Über den Schäfersteig ging es gemütlich bis nach Leupoldishain und dort wieder per Straße am Schacht vorbei bis zum Kreisverkehr zwischen Struppen und Königstein (3:00 Uhr). Den dortigen Felsen (König oder Münzstein genannt) wollten wir auch mit einem Aufkleber ehren, aber leider ist die Kassette inzwischen angeschweisst und enthält kein Buch mehr.

Der Straße folgend kamen wir bis nach Thürmsdorf. Vorher überquerten wir noch eine schön gemähte Wiese, die leider ebenfalls nass war. So füllten sich die zaghaft getrockneten Schuhe wiedereinmal mit Wasser. Von da aus weiter auf Asphalt bis zum Parkplatz Bärensteine und von dort auf der mit rotem Strich gekennzeichneten Promenade bis zum Rauensteinwächter. Kaum hatten wir den Wald verlassen, setzte die Dämmerung ein und die wenigen Stunden Dunkelheit waren überstanden.

 


Am Kuckuckstein angekommen - mit nasser Hose und nassen Schuhen.


Zwischenstop auf dem König (Münzstein) im Kreisverkehr auf der B172.

 

3. Gipfel: Rauensteinwächter im Gebiet der Steine

3. Strecke
Vom Rauensteinwächter zur Tümpelgrundwand und auf halbem Weg durch die Elbe schwimmen
ca. 4km
1:21 Stunden
04:39 - 06:00 Uhr

Gesamt: 21km

Um 04:36 Uhr war es taghell und die KV Dickwanst hatte den Rauensteinwächter problemlos über den Alten Weg bestiegen. Die Wahl fiel auf diesen Gipfel, da er direkt am Weg lag und noch nicht von hirnverbranntem Gipfelbuchklauern geplündert worden war. Das folgende kurze Wegstück - vorbei an Nonne und Laasenturm - war geprägt von Gedanken an die bevorstehende Elbüberquerung. Allzu warm war es schließlich noch nicht. An der Laasenperle empfing uns das herrliche Rathenpanorama mit reichlich Nebel überm Fluß. Dann liefen wir hinab zum Bahnhof und weiter zur Elbe.

Kurz nach 5:00 Uhr dort angelangt mußten wir erst einmal eine geeignete Stelle finden. Das gesamte Ufer war mit Brennesseln und anderen Gesträuch zugewuchert. Als wir uns bis zu einem flachen Fleckchen vorgekämpft hatten, gings dann sehr schnell - alle Sachen und Gepäck wurden im mitgebrachten Wassersack verstaut und die Bootsschuhe wurden angezogen. Schon waren wir im Wasser, das aufgrund der Aufregung gar nicht so kalt war, wie befürchtet. Auf die schwimmenden Säcke gelegt erfasste uns schnell die Strömung und trieb uns ein ganzes Stück abwärts. Doch mit Hilfe der Kurve und fleißigen Fußschlägen erreichten wir das andere Ufer. Bis zu einem geeigneten Landeplatz ließen wir uns dann am Rand treiben. Das erste große Fragezeichen der Tour war ein Ausrufezeichen geworden - coole Aktion!

Herrlich erfrischt und hochmotiviert gings dann um 05:43 Uhr den Griesgrund hinauf bis zur Tümpelgrundwand. Der Tag hatte gut begonnen.

 


Es ist hell, die Lampen sind aus (nur das Foto ist noch dunkel). Die KV Dickwanst auf Gipfel Nr. 3.


Das ist kein Elbebiber sondern Lars, der als letzter den Fluß durchschwamm und nun die Landungswiese ansteuert. Start war am Baum am anderen Ufer.

 

4. Gipfel: Tümpelgrundwand im Wehlener Gebiet

4. Strecke
Von der Tümpelgrundwand zur Steinschleuder
ca. 2km
0:36 Stunden
06:24 - 07:00 Uhr

Gesamt: 23km

Gegen 06:15 Uhr saßen in einem menschenleeren Tümpelgrund 4 Dickwänste auf der gleichnamigen Wand, die zuvor über den AW bezwungen wurden war. Die Anzahl der fehlenden Gipfel war von nun ab nur noch einstellig.

Um 06:24 Uhr starteten wir wieder und gingen den gleichen Weg zurück bis zum Griesgrund. Diesem folgten wir, einem schweißtreibenden Aufstieg hinauf bis zum Touristenhighway zwischen Bastei und Steinernen Tisch. Auch hier war kein Mensch weit und breit zu sehen. Wann erlebt man das schon mal - die ganze Bastei touristenfrei und man kann in aller Ruhe klettern, ohne hundertmal fotografiert und für lebensmüde erklärt zu werden?

 


Die Tümpelgrundwand ist bestiegen.

 

5. Gipfel: Steinschleuder im Rathener Gebiet

5. Strecke
Von der Steinschleuder zur Osterspitze
ca. 5km
1:00 Stunden
07:30 - 08:30 Uhr

Gesamt: 28km

Kurz nach 07:00 Uhr stiegen wir auf den Premiumgipfel der Tour - die Steinschleuder. Von oben hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf die soeben überwundene Elbpassage. Weniger Freude machte der Blick auf die Wolken, denn diese zogen sich beträchtlich zu und verhießen nichts gutes. Jetzt ein Regenschauer und die Felsen wären nass und wir müßten die Tour abbrechen. Vorläufig blieb es aber trocken und wir konnten bei angenehmen Temperaturen gleich alle wieder abklettern.

Pünktlich 07:30 Uhr gings von der Bastei aus wieder hinab nach Rathen. Auch hier ein seltener Anblick: ein Reh stand fünf Meter vor uns auf einer Hangwiese mitten im Ort. Und das war keine Halluzination in Folge der bereits geleisteten Anstrengungen! An der Feuerwehr vorbei folgten wir dem Füllhölzel bis hinauf zum Parkplatz und von da bis zur Osterspitze.

 


Ohne Touristenscharen über den Brückenkamin auf die Steinschleuder.

6. Gipfel: Osterspitze im Brandgebiet

6. Strecke
Von der Osterspitze bis zum Götze
ca. 15km
3:00 Stunden
8:54 - 11:54 Uhr

Gesamt: 43km

Gegen 08:30 Uhr erreichten wir den Einstieg zum AW auf die Osterspitze. Dieser Gipfel scheint sehr beliebt für Gebiete-Touren zu sein, denn im Gipfelbuch fanden sich einige Aufkleber (und nun auch der von uns :)). Problemlos ließen sich Abstieg, Querung und Aufstieg meistern und nun gab es bei schönem Panoramablick übers Polenztal noch eine kurze Verschnaufpause vor der längsten Wegstrecke ohne Gipfel - und damit der nächsten schweren Prüfung.

Um 08:54 Uhr stiegen wir gegenüber des Polenztalwächters hinab ins Tal. Die Hoffnung, die bereits geleerten Flaschen wieder auffüllen und eventuell noch einen Kaffee trinken zu können scheiterten daran, daß die Mühlen noch geschlossen waren. An der Polenz entlang ging es bis nach Porschdorf und von dort am Sebnitzbach bis nach Kohlmühle. Die ersten Schmerzen infolge von Blasen und wundgeriebenen Stellen wurden nun spürbar. Mit Motivations-Müsliriegeln und Stöcken wurden die nächsten 3 heftigen Aufstiege schließlich überwunden. Zuerst hinauf zur Rathmannsdorfer Straße, dann weiter nach Wustmanndörfel, schließlich mühsam hinab ins Kirnitzschtal und schlußendlich den giftigen und langen Ostrauer Berg hinauf nach Ostrau. Oben auf der Scheibe knallte die Mittagssonne. Die Wasservorräte waren leer und der Akku fast alle. Auf der Suche nach Nachschub machte der Zschiehädelhof eine Ausnahme und spendete Leitungswasser. Dafür versprach ich, bei der nächsten Gelegenheit bei ihnen einzukehren. Wer in der Nähe ist, kann das auch gerne tun und schöne Grüße von uns ausrichten. Rehydriert gings durch den Wald hinab zum Götze.

 


Gipfel Nr. 6 - Blick von der Osterspitze übers Polenztal.


Gipfelbucheintrag mit Touraufkleber auf der Osterspitze.

7. Gipfel: Götze in den Schrammsteinen

7. Strecke
Vom Götze zum Dickwanst
ca. 5km
1:06 Stunden
12:24 - 13:30 Uhr

Gesamt: 48km

Im Zahnsgrund gegen 12:00 Uhr angekommen, hatten wir erstmals eine halbe Stunde Verzug im Zeitplan. Von nun ab mussten wir der gelaufenen Kilometerzahl und den zahlreicher werdenden Schmerzen durch langsamere Geschwindigkeit Tribut zollen. Das Wetter hatte sich zum Glück für Sonnenschein entschieden und so waren alle äußerlichen Faktoren auf Erfolg eingestellt. Mit Besteigung des Götzen über den AW war genau die Hälfte der Gipfel erreicht. Die Hälfte der Wegstrecke hatten wir zwischen Kohlmühle und Ostrau hinter uns gebracht. Vor dem Start Richtung Klubgipfel gab es erst einmal eine intensive Verarztungspause, bei der sämtliche wunde Stellen großzügig mit Klebeband und Pflastern abgedeckt wurden. Dadurch sahen manche Füße später aus, wie in "Die Rückkehr der Mumie"

Bei mittäglicher Sonneneinstrahlung fanden wir um 12:24 Uhr genug Schatten im Wald und stiegen den Wenzelweg hinauf zur Wildwiese. Von da ist es nicht mehr weit bis zur Lehne, wo mal wieder ein langer und steiler Aufstieg auf uns wartete. Nun wurde es ordentlich warm und die holprige Steinpiste im oberen Teil tat ihr übriges, daß die Kräfte wieder schwanden und die Verbände wieder verrutschten. Dennoch waren wir ziemlich schnell untewegs und überholten einige Touristen, von denen es oben auf der Affensteinpromenade geradezu wimmelte. Zu guter letzt ging es noch hinauf zum Wandfuß und durch die wie immer reichlich mit Laub gefüllte Scharte weiter steil bergan zum Bergweg am Dickwanst. Oben hatten wir den kartographisch höchsten und für alle Mitglieder der KV Dickwanst bedeutendsten Punkt der Tour erreicht.

 


Der "Bergfest-Gipfel" ist erreicht. Schwere Beine auf dem Götze.


In der Mittagshitze geht es die steinige und steile Lehne hoch.

8. Gipfel: Klubgipfel Dickwanst in den Affensteinen

8. Strecke
Vom Dickwanst zur Bussardwand
ca. 1km
00:20 Stunden
14:15 - 14:35 Uhr

Gesamt: 49km

Nun standen wir gegen 13:45 Uhr auf dem Dickwanstplateau und wußten nicht, ob nach nahezu 50km Wanderung ein Weg mit der Schwierigkeit IV, der einen beherzten Antritt erforderte, uns noch gelingen würde. Der nächste Prüfstein war erreicht. Andererseits kam es aber nicht in Frage, zu einem leichteren Gipfel auszuweichen, denn unseren Klubgipfel konnten wir auf so einer Tour ja auf keinen Fall unbestiegen lassen! Diesmal gesichert gelangten alle Dickwänste problemlos auf dem Gipfel.

Um 14:15 Uhr gings zurück zur Rotkehlchenstiege, vorbei an Muschelkopf und Brechstange, nur ein kurzes Wegstück bis zu den Bussardtürmen. Während sich bei allen Beteiligten langsam die Ahnung durchsetzte, daß der Rest der Tour nun auch noch zu schaffen war, hatte eine Wespe offensichtlich etwas dagegen und stach Katrin in den Fuß. Es wurde also wieder spannend.

 


Nach fast 50km Wanderung ist der Dickwanst erreicht und bestiegen.

9. Gipfel: Bussardwand im Schmilkaer Gebiet

9. Strecke
Von der Bussardwand bis zum Hinteren Versteckten Turm
ca. 3km
00:45 Stunden
15:03 - 15:48 Uhr

Gesamt: 52km

Nach kurzer Erstversorgungspause saßen wir 14:50 Uhr auf der Bussardwand und blickten über den Heringsgrund. Vor uns lagen nur noch 20 Kilometer und 4 Gipfel. Aber die Blessuren wurden immer mehr. Die Tour fing an, zu einer Kopfsache zu werden - und vor lauter Aufregung vergaßen wir das obligatorische Gipfelfoto.

Um 15:03 Uhr stiegen wir den Rest der "Heiligen" Stufen hinauf zum Reitsteig. Oben angekommen gab es eine kurze Pause, bei der Katrin ein Fußpflaster wechseln wollte. Dabei passierte ihr das Mißgeschick, daß sie sich ein großes Stück Haut mit abriß. Nun stand die ganze Tour auf der Kippe. Wir hatten nicht einmal Pflaster von dieser Größe dabei, aber freundliche Wanderer konnten uns aushelfen. Notdürftig versorgt humpelten wir dann aber doch weiter. Ob die restliche Strecke - und vor allem die letzten 4 Gipfel in diesem Zustand noch zu schaffen waren, war mehr als fraglich. Die Euphorie und positive Ahnung war wieder verflogen und einer tiefen Sorge gewichen.

 


Vor lauter Aufregung das Foto vergessen! Der AW auf die Bussardwand Pfingsten 2008.

10. Gipfel: Hinterer Versteckter Turm im Kleinen Zschand

10. Strecke
Vom Hinteren Versteckten Turm zum Goldsteigwächter
ca. 5km
01:15 Stunden
16:15 - 17:30 Uhr

Gesamt: 57km

Mit einer Stunde Verspätung erreichten wir um 15:48 Uhr den Hinteren Versteckten Turm. Katrin entschloss sich, aufgrund ihrer Verletzung von nun an die Wanderschuhe nicht mehr auszuziehen und die letzten Gipfel damit zu klettern. Beim Vertreter des Kleinen Zschand war das kein Problem.

Nun kam das letzte Fragezeichen der Tour, denn die ursprünglich geplanten Gipfel mußten wegen der Falkenbrut kurzfristig nochmal geändert werden. Die letzte Variante Waldgeist wurde gar erst einen Tag vor Tourstart über den Haufen geworfen. Der Weg zum Ausweichgipfel war dann auch alles andere als optimal und auch noch nicht im Zeitplan einkalkulliert.

Ab 16:15 Uhr den Reitsteig entlang, vorbei am Krinitzgrab, die Richterschlüchte hinunter bis zum Goldsteig. Das war schon Anstrengung genug. Aber nun folgte noch das Getingel um die Zschandriffe bis zum offiziellen Zustieg zum Goldsteigwächter. Selbiger hatte es auch nochmal ordentlich in sich. Steil geht es wieder bis auf Roßsteigniveau hinauf. Der Pfad windet sich durch erosionsgefährdetes Gelände und es stellt sich ernsthaft die Frage, ob es nicht wesentlich sinnvoller und naturverträglicher gewesen wäre, den offiziellen Zustieg von oben zu erlauben. Wie auch immer - als Sahnehäubchen gibt es noch einen kleinen Schluchtsprung zum Gipfelfuß und einen weiteren steilen Anstieg bis zum Beginn des AW, der dann wiederum kein Problem mehr war.

 


Auf dem Hinteren Versteckten Turm im Kleinen Zschand.


Abstieg über die Richterschlüchte zum Goldsteig.

11. Gipfel: Goldsteigwächter im Großen Zschand

11. Strecke
Vom Goldsteigwächter zum Regenstein
ca. 6km
01:30 Stunden
18:00 - 19:30 Uhr

Gesamt: 63km

Ungefähr 17:45 Uhr auf dem Goldsteigwächter breitete sich ein herrliches Panorama über den nahezu unberührten Großen Zschand aus. Nur noch 2 Gipfel vom großen Ziel entfernt keimte langsam wieder Hoffnung, es sollte möglich sein, sich noch bis ins Ziel zu schleppen.

Um 18:00 Uhr hieß es erst einmal, den unbequemen Abstieg wieder hinab zum Goldsteig zu kommen. Dann ging die Große Hafenrundfahrt um die Riffe, das Große Spitze Horn und den Goldsteig weiter und zum Schluß hinab zum Zeughaus. Hätten wir den Zeitplan einhalten können, hätte hier vielleicht ein leckeres Abendbrot und eine kühle Erfrischung gewartet. So aber wurden gerade die letzten Gäste abkassiert und wir trösteten uns damit, daß unsere Beine eine lange Pause im Sitzen sowieso nicht vertragen hätten. Nach kurzer Rast ging es weiter die Zeughausstraße entlang bis zum Abzweig Kanstein und dann hinauf zum vorletzten Gipfel - dem Regenstein.

 


Nach mühevollen Zustieg und leichtem Aufstieg wurde der "Ersatzgipfel" Goldsteigwächter bezwungen.

12. Gipfel: Regenstein im Wildensteiner Gebiet

12. Strecke
Vom Regenstein zur Dorfbachwand
ca. 6km
01:30 Stunden
19:57 - 21:27 Uhr

Gesamt: 69km

19:30 Uhr sollte die Tour laut Zeitplan schon geschafft sein. Aber das interessierte niemanden mehr (ausgenommen unseren Fahrer Alex, der auf uns in Hinterhermsdorf wartete). Nun ging es nur noch darum, heil bis ins Ziel zu kommen. Der Regenstein ist zwar hoch und der Ausstieg luftig - aber er liegt direkt am Weg und war trotz vieler Blessuren leicht zu haben. Auf dem Gipfel breitete sich Abendstimmung überm Wald aus. Es wurde Zeit, nach so vielen Kilometern und Stunden auf den Beinen endlich die verdiente Ruhe zu finden.

Die letzte Etappe begann 19:57 Uhr und zog sich noch einmal ordentlich in die Länge. Hinterm Großen Teichstein liefen wir zur nächsten Kreuzung und dann auf dem gelenkzernagenden, die Psyche zermürbenden und endlos erscheinenden Dreisteigensteig hinab ins Tal der Kirnitzsch. Dann gings der Straße folgend lange geradeaus bis zum Dorfbachgrund. Dort passierten wir das Tellerhörnel und den Eingang zur Waldhusche und stiegen den letzten Berg des Tages hinauf zur Dorfbachwand.

 


Auf dem Regenstein macht sich Erschöpfung und Abendrot breit.

13. und letzter Gipfel: Dorfbachwand im Hinterhermsdorfer Gebiet

letzte Strecke
Von der Dorfbachwand zum Parkplatz
ca. 1km
00:30 Stunden
21:56 - 22:26 Uhr

Gesamt: 70km

Gegen 21:30 Uhr standen wir vor der Dorfbachwand - einem grünen Ungeheuer. Der AW ist derart zugewachsen, daß man selbst bei Nässe klettern könnte - denn Felskontakt hat man hier zu keiner Zeit. Dementsprechend schwierig war dann auch die Besteigung, die aber schließlich doch gelang. Auf dem Gipfel angekommen war die Genugtuung groß, es tatsächlich geschafft zu haben. Überschwengliche Freude kam allerdings nicht auf. Dafür waren die Strapazen der letzten Stunden einfach zu groß gewesen.

Nach dem Abseilen lag der Wald um 21:56 Uhr in tiefer Dunkelheit und wir mussten die Stirnlampen wieder hervorholen. Nun hieß es nur noch, sich irgendwie zum Parkplatz schleppen und das dauerte - stetig bergan - länger als gewöhnlich. An der Buchparkhalle wurden wir schließlich in Empfang genommen und zurück ins Basislager gefahren. Vorbei ging es an einigen Punkten unserer absolvierten Route. Was allerdings die wenigsten bemerkten, da sie bereits hinter Saupsdorf eingeschlafen waren. Nach der langen Autofahrt waren die Glieder steif bis ins letzte Gelenk und wir watschelten wie "Familie Pinguin" (Zitat Alex) in unsere Betten.

Das Mammutprojekt war geglückt!

 


Auf der Dorfbachwand war es wieder dunkel - nun nur noch zum Parkplatz und die Tour war geschafft!


Was man zur Gebiete-Tour noch wissen sollte:
 
Der Geschwindigkeitsrekord liegt derzeit bei 11,5h für 14 Gipfel und 53km Strecke - aufgestellt von Günther Müller und "Flocki" Peter Hähnel am 29.04.1979.
Der Bericht zu dieser Tour wurde uns von Flocki freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
 
-> alle Rechte beim Urheber

Danke an alle, die uns unterstützt und mit uns gefiebert haben! Vor allem Dank an Alex für den Fahrdienst und an die Quackenstürmer für die Idee und den ausführlichen Tourenbericht. Und Grüße an die HO-Pivo: leider kennen wir uns in Böhmen zu wenig aus, um das Sächsisch-Böhmische-26-Gipfel-Projekt nachzuahmen ;)