Baustellen in der Sächsischen Schweiz

Ein paar Hintergrundinformationen zu Spielarten des Sächsischen Kletterns
für Nicht-Sachsen, Nicht-Kletterer und Nicht-kletternde-nicht-Sachsen

Die sächsischen Kletterregeln erlauben das Unterstützten des Vorsteigers. Eine Unterstützung ist im einfachsten Fall eine Räuberleiter - im komplexesten kann es sich um eine Menschenpyramide mit 5 Etagen und entsprechenden Personalbedarf handeln. Braucht der Vorsteiger mehr als eine Person wird von "ausgiebig unterstützt" gesprochen. Der Sachse nennt diese Aktionen auch Baustelle.Bauen darf man nur in zwei Fällen:
1. Wenn auch die Erstbegeher ein Wandstück unterstützt geklettert haben und dieses im Kletterführer mit "unterst." oder "ausg. unterst." vermerkt ist.
2. Wenn man als Erstbegeher (das heißt, als Erster, der jemals diese Wand versuchte zu durchsteigen) eine Passage durch Klettern nicht überwinden kann.

Eine Unterstützung zählt dabei nicht als künstliches Hilfmittel, da Baumann und Vorsteiger "als eine Angriffseinheit agieren". Dies setzt aber voraus, daß keiner der Beteiligten auf künstliche Hilfen zurückgreifen darf. Das heißt, keiner der Bauleute darf in einem Ring hängen, in einer Schlaufe stehen oder durch Seilzug gehalten werden. Wenn unterstützt wird, dürfen sich alle Unterstützer nur am Felsen oder anderen Bauleuten festhalten bzw. draufstehen.

Großprojekte mit mehreren Etagen erfordern eine entsprechende Vorbereitung und viele Helfer. Vor allem braucht man große, leidensfähige Leute für die erste Etage, die nicht gleich rumjammern, wenn sie vier Leute auf sich aufgereiht haben, und leichte, entschlossene Vorsteiger, die in kurzer Zeit die Pyramide erklimmen können und am Wandeinstieg nicht lange zaudern. Je mehr Etagen, desto mehr Gewicht für die Untensthenden, desto schneller muß alles auf- und wieder abgebaut sein. Und, JA, das tut weh, wenn man aleine vier Leute tragen muß!

Viele, vor allem einfache, Baustellen lassen sich auch überklettern. Die entsprechende Schwierigkeit wird dabei extra in Klammern im Kletterführer vermerkt. Auf Unterstützung zu verzichten erhöht den sportlichen Wert einer Begehung.

Typischerweise findet man Unterstützungsstellen bei Überhängen oder nahezu grifflosen Wandstücken. Häufig sind die Zwergentode, bei denen das Erreichen des entscheidenden Griffes von einer bestimmten Körpergröße abhängig ist. Da die Menschen vor über 100 Jahren durchschnittlich kleiner waren als heute, findet man aus der Gründerzeit viele Baustellen, die heute meist problemlos überklettert werden.

Unterstützungen sind auch bei Überfällen erlaubt. Erklärung und Fotos siehe da.


3-etagige Baustelle beim Schartenweg auf den Ostervorturm


Aufbau einer 5-etagigen, freistehenden Baustelle am Waldgeist

Weitere Infos zu Baustellen
 
Erklärungen und Liste von Jörg Brutscher
 
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